Als sich die Welt komplett verändert hat

Es ist Januar.

Ein sehr kalter Januar. Quasi po-kalt.

Mein Bauch ist rund. Nicht zu rund, ich kann problemlos noch meine Schuhe binden, aber schon so rund, dass er auffällt. Zum Beispiel dem Busfahrer, der extra für mich wartet, als ich angerannt komme. Sein Kommentar zum Bauch: «Ahh, siebter Monat?» Ich grinse und erkläre dem netten Herrn, dass ich bereits kurz vor der Niederkunft stehe. Das hat ihn dann doch überrascht. Egal, wie gesagt, der Bauch ist rund.

Am Montag war ich in einer Kontrolle im Kantonsspital Winterthur, da unser Krümel einfach nicht so wächst, wie es «gut» wäre. Daher sind wir bereits im Spital in der Kontrolle und nicht mehr nur bei meiner FA.

Die nächste Kontrolle ist am Freitag. Deswegen informiere ich meine Freunde, mit denen ich zum Mittagessen verabredet bin, dass die Chance besteht, dass ich nicht am Essen teilnehmen kann.

Während dem Termin am frühen Freitagmorgen wurde ich informiert, dass ich doch am Nachmitttag am zwei mit meiner Tasche im Hotel „Spital“ einchecken sollte, da es Zeit wäre die Geburt einzuleiten.

Da ich aber unbedingt noch gemütlich zum Mittag essen wollte, habe ich vorgeschlagen, dass ich um drei Uhr kommen würde und da zu dieser Zeit Schichtwechsel wäre, hat man mich dann um vier Uhr bestellt.

Also gemütlich im Tofulino noch etwas für meinen Holden zum Essen holen, mit meinen Arbeitskollegen essen und dann gemütlich zu Hause mal packen gehen.

Die Gesichter meiner Kollegen und der Mädels aus dem Tofulino sind unbezahlbar, als ich erkläre, ich müsse nachher los ins Spital. Aber sind wir mal ehrlich, wer kann schon in aller Ruhe noch essen und einkaufen gehen vor der Geburt des ersten Kindes.

Meinem Holden erkläre ich, das ich eine gute und eine weniger gute Nachricht hätte. Die gute ist, es gibt was zu essen aus dem Tofulino. Die weniger gute, dass wir um 16:00 im Spital sein müssen. (Da er am morgen gearbeitet hat, kommt die Info auch für ihn etwas überraschend)

Also in aller Gemütlichkeit noch unter die Dusche, packen und dann ab ins Spital.

Dort angekommen, richten wir uns gemütlich ein, und wechseln nochmals das Zimmer, da es ja noch gerade nicht «akut» ist und ich daher noch in einem normalen Zimmer übernachten darf.

Bis dann mal überhaupt was Spannendes passiert, ist es schon fast 21:00 Uhr.

Ich bekomme eine Einleitung «light», daher rechnet man erst in ein paar Tage mit Wehen und der Geburt. Stimmt für mich so, auch wenn ich mir das Ganze extrem langweilig vorstelle.

Um Elf verabschiedet sich mein Liebster und wir vereinbaren, dass er am nächsten Tag am Nachmittag mal vorbeikommt. Ich denke das ich nochmals in aller Ruhe ausschlafen werde, da man ja nie weiss, was dann kommt.

Gut gedacht ?

Nachdem ich nun im Bett bin und hundemüde, schlafe ich bis 01:00 sehr gut (aufmerksame Leser bemerken, dass wir hier von 2h (!) sprechen). Dann muss ich dringend aufs Klo. Also raus aus dem Bett, aufs Klo und zurück ins Bett. Nach dem ich wieder eingeschlafen bin, geht es nicht lange und ich muss schon wieder aufs Klo. Mittlerweile ist es kurz vor zwei Uhr morgens.

Ab da ist der Teil mit ausschlafen nicht mehr ganz nach Plan.

Ich habe mittlerweile Wehen und wenn ich nicht gerade auf dem Klo bin (so viel kann ich gar nicht trinken, wie ich aufs Klo muss… Aber das nur als Detail am Rande ?) liege ich im Bett und je nach Heftigkeit bin ich dabei am Fluchen.

Beim Schichtwechsel um 07:00 (Zeitsprung…) wird mal geschaut, wie «weit» wir denn schon sind. Aktuell bei 3 cm, da habe ich ja noch reichlich Zeit, denn wir haben gelernt, dass etwa 1 cm pro Stunde weiter geöffnet wird. Daher wird bei meinem Holden angerufen, das wir langsam in dem Teil mit Geburt und so kommen und er sich mal langsam Richtung Spital begeben sollte.

Hier müsste ich noch erwähnen, dass im Januar 17 viel Schnee und Eis in den Strassen von Winterthur zu finden war. Sehr viel Schnee und Eis. Daher musste für den Weg von zu Hause bis zum Spital sowieso viel Zeit eingerechnet werden, denn da das Parkhaus des Spitals auch noch neu einen längeren Fussmarsch entfernt war, war man nicht einfach «schnell» im Spital.

So sah Winterthur am 5. Januar aus.. Knapp 10 Tage später wars nicht besser 😉

Die Wehen wurden immer etwas heftiger und mein Gefluche eigentlich auch.

Mittlerweile hatten wir auch wieder das Zimmer von «nur Schlafen» zu «Gebärsaal», auch wenn es einfach ein grosses Einzelzimmer mit Wanne und Bett und diversen anderen Geburtsoptionen war und kein Saal mit anderen fluchenden Gebärdenden.

Bei der nächsten Kontrolle, waren wir schon bei 9 cm. Da diese nicht mal eine Stunde nach der ersten gemacht wurde, wurden die Hebammen plötzlich etwas hektisch. Ein zweiter Anruf bei meinem Holden, damit dieser doch nun etwas schneller im Spital auftauchen sollte. Zum Glück sitzt er eh schon fast im Auto und ist unterwegs. Knapp 15 Minuten später ist er bei mir im Spital und muss mein Gefluche nun auch ertragen. Es ist viertel nach acht und langsam geht es los.

Es folgen ein paar sehr intensive Minuten, und die Zeit scheint sowohl still zu stehen wie auch schnell zu verfliegen und plötzlich ist er da.

Unser kleines Wunder…

Seit da ist die Welt nicht mehr wie sie mal war, und obwohl wir nicht mehr so viel Schlaf haben wie früher, sind wir doch sehr froh uns für den Weg mit einem eigenen Wunder entschieden zu haben.

 

Heute ist die Geschichte schon ein Jahr her.

Happy Burtzeltag kleiner Lio!

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